a few CONVERTIBLE press clippings...
 

 

Convertible2 on FM4
(audio -mp3)

CONVERTIBLE – SKUG / Dez 07
VON DIDI NEIDHART

Musik als Idee von Musik

Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen. Mit der dritten Convertible-CD vollzieht Hans Platzgumer keine endgültige Abkehr von der Elektronik. Er hat nur zusammen mit Drummer Thomas Wühr und Bassistin Polina Lapkovskaya (beide u.a. auch in der Münchener Ausnahmeband Kamerakino tätig) einer gemeinsamen Liebe zu Pop und Psychedelic erneut jenen Freilauf gelassen, den Musik generell braucht, um sich weiter zu drehen.

In vielen Interviews sprichst du von »Convertible 3« als deinem »White Album«. Jetzt würden mir allein auf Grundlage des akustischen Materials die Fab Four aber gar nicht als mögliche Referenz einfallen. Mir kommen eher Westcoast-Assoziationen in den Sinn. Auch erinnert einiges an beinahe archetypischen 1970er Trio-Rock oder schweinöse Led Zeppelin-Praktiken. Andererseits lassen die Streicher- und Chor-Passagen wiederum an Acts wie Stereolab denken. Ging es vielleicht weniger um die Musik der Beatles, als um die Beatles, gelesen als Verdichtung einer spezifischen Idee von Musik?

Hans Platzgumer: Ich sage das mit dem »White Album« gerne als plakatives Statement. Es geht nicht um die Musik an sich, sondern um eine Idee von Popmusik als Ausdruck größtmöglicher Freiheit. Das »White Album« steht für mich für ein gewisses Konzept und eine popmusikalische Epoche, die mir für »C3« der wichtigste Pate war. Da wurde das gemacht, was mir normalerweise immer vorgeworfen wird: zu große Vielfalt. So was ist heute einfach nicht mehr erlaubt. Da beschwert sich sofort die Geschmackspolizei und bestraft das irrtümlich als »Kraut und Rüben«. Und natürlich – voraussehbar und langweilig – wird das in Kritiken auch bemängelt. Was mich aber eher freut als ärgert. Aber der noch direktere Pate war eigentlich das ebenfalls 1967 in den Abbey Roads-Studios aufgenommene »Odessey And Oracle« von den Zombies.

»C3« versteht sich als Band-Album. Einigen Songs ist das mit ihrem Live-Jam-Charakter direkt eingeschrieben. Wie wichtig ist diese Trio-Konstellation bzw. was hat sich dadurch geändert?

»C3« heißt »3« nicht nur, weil es das dritte Convertible-Album ist, sondern weil auch klar gemacht werden sollte, dass hier nicht eine Art Solo-Album entstanden ist, sondern es in dieser Form nur möglich wurde, weil hier drei Menschen zusammen musiziert und konspiriert haben.
Da kamen plötzlich andere Sachen in den Vordergrund und es entstanden ganz neue musikalische Momente, die vorher unmöglich gewesen wären. Polly und Tom haben Fähigkeiten und Ideen, die ich nicht hätte – teils auch mit einem akademischen Wissen, das ich nicht besitze. Da ist auch noch viel drin und ich freue mich auf mehr.

»Psychedelic« ist weiters Stichwort, das im Zusammenhang mit »C3« öfters genannt wird. Interessanterweise hat sich das vor allem bei den verfremdeten Vocals niedergeschlagen. Auch würde ich dem Gesang grundsätzlich ein neues Level, eine neue Intensität attestieren. Da ist plötzlich etwas Überdrehtes, Spitzbübisches, ein Spaß mit von der Partie, was mir zuvor bei Convertible nicht so ins Ohr gestochen ist.

Psychedelic ist mir seit jeher wichtig. Bands wie Spacemen 3 und Loop waren in den 1980ern bedeutend für mich. Bei »C3« ging es auch viel um »Drones«. Und ja, das Singen hat bei »C3« ein neues Niveau erreicht. Einerseits durch die vielen Backing-Vocals und Harmoniegesänge von Polly und Tom, andererseits dadurch, dass ich mich (auch dadurch) als Lead Vocalist richtig austoben konnte. Jetzt singe ich seit 20 Jahren, aber erst jetzt ging mir endlich der Knopf auf. Leider verdammt spät, aber immerhin. Viel ist da von Queen Of Japan rübergeflossen, wo ich hinter der Gag-Maskerade schon seit längerer Zeit wagte, expressiv und überkandidelt zu singen. Wichtig war aber auch die Arbeit mit den Streichinstrumenten. Wenn du dich in ein Streicher-Arrangement als Sänger hineinlegen musst bzw. darfst, dann ist das der Moment, wo der Indie-Hans dann endlich die Schule von Dinosaur Jr. und Konsorten zu verlassen hat.

 

DER FALTER - 01/04 / GERHARD STÖGER

Hans Platzgumer ist einer der wenigen international renommierten Popmusiker Österreichs. Nach Jahren der Elektronik spielt der einstige H.P.-Zinker-Frontmann wieder Gitarre und veröffentlicht mit "Convertible" sein spätes Majordebüt.

Beinahe auf die Woche genau vor 15 Jahren war Hans Platzgumer erstmals mit einem großen Interview im Falter präsent. Trotz seiner Jugend - als Neunzehnjähriger hatte er noch nicht einmal die Teenagerzeit hinter sich gelassen - galt der Tiroler damals schon als etablierte Größe der heimischen Alternativmusik; Falter-Popkritiker Chris Duller sah in ihm überhaupt den "unbestritten kreativsten und ambitioniertesten österreichischen Popmusiker".
Tatsächlich war der Sohn des Innsbrucker Sicherheitsdirektors mit Bands wie Funktaxi, Nylon, den Capers, KÖB oder Platzlinger bereits seit 1983 in der lokalen Undergroundszene aktiv gewesen; sein selbstbewusst-forderndes Auftreten unterschied ihn wohltuend vom Gros der österreichischen Popszene. "Mein Vater war sehr weltoffen, es hat ihn nicht gestört, dass ich hinausgeschrägt bin und zum schwarzen Schaf einer verbeamteten Familie wurde", erinnert sich Platzgumer heute an seine Anfänge. "Es sind ja nicht alle Bullen böse. Problematisch war es nur, als die Tiroler Tageszeitung einen großen Artikel mit der Riesenüberschrift ‚Vater Polizist, Sohn Punk' samt einem Foto unseres Hauses brachte. Das hat ihn irrsinnig gestört, während ich solche Artikel natürlich lustig fand."
1987 erschien Platzgumers erste Soloplatte, ein krachiges Heimwerker-Kleinod mit dem schönen Titel "Tod der CD!", das konsequenterweise nur als Vinylschallplatte erhältlich war. "Achtung Lo-Fi" hatte der ebenso beherzte wie wüste Jungrocker am Backcover vermerkt; "I've got to walk this way and do something strange", stand im Beiblatt zur Platte. Das künstlerische Credo von "Tod der CD!" wurde im Falter-Interview 1989 mit jenem legendären Sager erklärt, der Platzgumer noch jahrelang begleiten sollte. Von "Trash im guten Sinne" war da die Rede; die Musik sei "hingeschissen, aber nicht dumm hingeschissen, sondern mit gutem Feeling hingeschissen".
Zum Zeitpunkt des Interviews plante der Multiinstrumentalist - zumindest Gitarre und Klavier hatte er am Konservatorium bzw. durch Privatunterricht professionell gelernt, ein Elektroakustikstudium folgte ebenso wie eine spätere Ausbildung zum Soundtrackkomponisten - gerade eine Amerikareise mit seinem Bassisten-Kumpel Frank Puempel. "Für ein paar Konzerte und um Kontakte zu knüpfen." Aus dem kurzen Trip wurde ein mehrjähriger New-York-Aufenthalt, und aus einem Platzgumer-Projekt unter vielen wuchs das Rocktrio H.P. Zinker, der bis heute bekannteste Eintrag in seiner musikalischen Biografie.
Ein halbes Jahr nach dem Falter-Gespräch waren die ersten H.P.-Zinker-Stücke fertig aufgenommen. Ihr New Yorker Fan Chris Lombardi hatte die Mini-LP "... and there was light" produziert und gleich auch ein eigenes Label dafür gegründet, das bald zu einer der bis heute bedeutendsten Drehscheiben des amerikanischen Popundergrounds werden sollte: Matador Records. Auch Thrill Jockey, das spätere Epizentrum der Post-Rock-Szene Chicagos (Tortoise, Trans Am & Co), startete sein Labeldasein 1992 mit H.P. Zinker. "Austrian Prog Rock that will blow your mind and possibly your speakers", vermerkt die Thrill-Jockey-Homepage noch heute über "Perseverance", der mit rund zwanzigtausend verkauften Exemplaren erfolgreichsten Platte des Trios.
Platzgumer und seine wechselnden Mitmusiker spielten zu dieser Zeit mit Größen wie Sonic Youth, Jon Spencer Blues Explosion und den Lemonheads, wobei sie sich mitten im Grunge- und Alternative-Rock-Boom weniger auf eingängig-rotzige Gitarrenhymnen im Dreieinhalbminutenformat konzentrierten, sondern den damals gängigen Gitarrennoise vielmehr mit bombastischen Progressivrockklängen der Siebzigerjahre verknüpften.
Nach dem Ende von H.P. Zinker zog Platzgumer 1995 nach Hamburg und zwei Jahre darauf weiter nach München. Er mischte vorübergehend bei den Polit-Punk-Avantgardisten Die Goldenen Zitronen mit, stellte die Gitarre ansonsten aber ins Eck und konzentrierte sich auf stilistisch ganz unterschiedliche Elektronikprojekte, die unter eigenem Namen sowie unter Pseudonymen wie Shinto, Cube & Sphere, Der Seperator oder Aura Anthropica erschienen.
War die Veröffentlichungsfrequenz dieser Produktionen an sich schon atemberaubend, so kamen dazu noch Remixe, Arbeiten als Produzent sowie Soundtrackeinspielungen für Film-, Theater- und Hörspielproduktionen. Nebenbei geriet Platzgumers Gagtrio Queen Of Japan mit Elektro-Pop-Coverversionen von Pophits der Ära "Wickie, Slime & Paiper" zu einem veritablen Undergrounderfolg, der es bis zum gefragten Catwalk-Soundtrack brachte; und irgendwann zwischendurch hat er auch noch einen autobiografisch gefärbten Roman ("ein Rock-'n'-Roll-Tagebuch mit philosophischen Ansätzen") geschrieben, der Ende 2004 erscheinen soll.
Sein Werk als Musiker sieht Platzgumer selbst bei aller Vielfalt durch eine gewisse Handschrift geeint: "Im Endeffekt fordere ich von jedem veröffentlichten Stück, dass es sich durch irgendetwas Spezielles hervorhebt. Das kann etwas extrem Hartes und Unhörbares ebenso sein wie etwas sehr Schönes und Kitschiges, aber ich kann und mag nichts Mittelmäßiges, Belanglos-Seichtes machen." Dass Quantität und Qualität seiner ausufernden Diskografie nicht unbedingt Hand in Hand gehen und gut gedachte Aufnahmen nicht zwangsläufig gut klingen müssen, streitet der Vielveröffentlicher gar nicht ab. Auf fünf bis zehn "extrem gelungene" Alben kämen etwa ebenso viele Platten, die ihm inzwischen "grauenhaft peinlich" seien; der nicht ganz unbeträchtliche Rest läuft für den 34-Jährigen unter "durchwachsen".
Sein neuestes Projekt Convertible - das soeben veröffentlichte Debütalbum trägt schlicht den Bandnamen im Titel - fällt für ihn naturgemäß unter die erste Kategorie. Tatsächlich zählt "Convertible" nicht nur zu Platzgumers besten Arbeiten seit vielen Jahren; mit seiner knapp zweijährigen Produktionszeit wirkt das entsprechend ausgefeilte und in sich stimmige Album auch als Gegenenmodell zur bisweilen beinahe seriellen Fertigung seiner Elektronikphase. Gleichzeitig verzichtet "Convertible" darauf, produktionstechnisch dick aufzutragen. "Ich habe es erstmals geschafft, ein bescheidenes und unspektakuläres Album zu machen", resümiert Platzgumer. "Sonst wollte ich immer etwas Aufsehenerregendes, während ich jetzt Elemente gefunden habe, die in ihrer Subtilität erst auf den zweiten oder dritten Blick aufsehenerregend sind."
Seine Zweifel, wie man unter den geänderten Bedingungen an eine Gitarrenplatte herangehen könne, hat Platzgumer zu Silvester 2001 mittels Neujahrsvorsatz beiseite geschoben: "Damals habe ich mir vorgenommen, die Gitarre endlich vor dem Hintergrund meiner Erfahrung mit elektronischer Musik in neuem Licht zu verwenden - und zwar wirklich als Gitarre und nicht als Soundelement, denn das ist zwar auch interessant, wurde aber schon von vielen anderen gut gemacht. Es ging mir darum, ein Verbindungsglied zwischen den Zinker-Jahren und meinen Elektronikproduktionen zu schaffen." Mit dem (Retro-)Gitarrenrockboom der letzten Jahre hat Platzgumers Rückbesinnung auf die Sechssaitige also nichts zu tun. Auch seine einstige Abkehr sei nicht durch den generellen Poptrend der mittleren Neunziger motiviert gewesen, sagt er; vielmehr wäre ihm nach einer Dekade des Rockens einfach nichts mehr Neues eingefallen.
Obwohl die späteren Convertible-Aufnahmen am Computer lange unter dem Arbeitstitel "Zinker 2002" gespeichert waren und ursprünglich auch ehemalige Bandmitglieder in die Aufnahmen miteingebunden werden sollten, hat "Convertible" mit dem gerüchteweise seit Jahren bevorstehenden Comeback von H.P. Zinker nichts gemein. Aller Nostalgie zum Trotz ist das letztlich auch gut so. "Irgendwann wurde mir klar, dass an H.P. Zinker ein unglaublicher Brocken an Geschichte hängt, den man nicht einfach abwerfen kann", so Platzgumer. "Die Vergangenheit hat mir derartig Angst gemacht, dass sie das neue Gitarrenprojekt beinahe erstickt hätte. Der ganze Überbau von H.P. Zinker ist einfach zu mächtig, da wäre es nur zu Unstimmigkeiten gekommen - gerade auch hinsichtlich der Erwartungshaltung der Leute."
Die Gitarre bildete auf "Convertible" zwar die Basis der Kompositionen; Platzgumer hat diese letztlich aber nicht mit Co-Musikern im Studio umgesetzt, sondern selbst eingespielt oder überhaupt am Laptop ausformuliert. Die Platte geriet dabei sehr feingliedrig und subtil; nach verzerrten Gitarren sucht man in den stimmungsvoll-melancholischen und zumeist entspannt zurückgelehnten Stücken nahezu vergeblich. "Ich finde es langweilig, die Gitarre nur als Schweinrockteil einzusetzen", meint Platzgumer zur Soundästhetik der Platte, die Fans von früher doch ziemlich überraschen dürfte. "Ganz im Sinne des Blues ist die Gitarre hier ein Feelinginstrument, das man auch ein bisschen biegen kann, während die Elektronik mit ihren Loops diesbezüglich doch ein bisschen zu mathematisch ist."
Hat Platzgumer ein Rocken im klassischen Sinne also bewusst verhindert? "Ja, denn das habe ich zur Genüge gemacht, und dafür bin ich jetzt auch in einer falschen Geistesebene oder Lebenslage." Live wird Convertible dennoch als klassisches Rocktrio antreten; neue Stücke sollen weiterhin nach dem erprobten Muster der Elektronik-Produktionsweise entstehen.
Als erstes Platzgumer-Album überhaupt erscheint "Convertible" nach zwei Dekaden aktiven Musikschaffens und Dutzenden Produktionen für unterschiedlichste Kleinlabels bei einem Majorkonzern. Der einstige Indie-Hardliner ist von der Zusammenarbeit mit dem Musikmulti Universal sichtlich angetan: "Für mich ist das gerade wie für einen Filmemacher, der stets mit Low Budget gearbeitet hat und irgendwann von Hollywood eingeladen wird, ohne dass ihm irgendjemand hineinreden würde", schwärmt Platzgumer.
"Gerade im Musikbereich ist es heute ohnehin kindisch, noch großartig zwischen Indie- und Majorlabel zu unterscheiden, denn letztlich geht es inzwischen auch bei kleinen Labels weniger um die Kunst, die Musik als vielmehr um die verkauften Einheiten. Komischerweise hatte ich bei Universal nicht nur optimale Produktionsbedingungen, sondern auch völlige Narrenfreiheit." Diese Narrenfreiheit bezieht sich neben der Musik auch auf die aufwendige CD-Hülle des Vorarlberger Künstlers Stefan Sagmeister, der bereits das Grammy-nominierte Cover des letzten H.P.-Zinker-Albums "At the Mountains of Madness" gestaltet hatte: Durch eine Reihe unterschiedlicher Grundmotive und verschiedener Stickerbeigaben wird jedes Exemplar von "Convertible" zum Unikat.
Dass Platzgumer hier nicht zuletzt auch von einigen ungleich weniger begabten, aber zumindest kurzfristig kommerziell sehr erfolgreichen heimischen Labelkollegen bei Universal profitiert, nimmt er mit einem lächelnden Schulterzucken hin: "Indirekt verdanke ich meine Freiheit bei Universal natürlich "Starmania", denn dadurch können sie sich einen Kobold wie mich leisten - aber so ist das eben bei großen Firmen, die so viele verschiedene Ebenen haben."
Wer bei Universal letztlich den längsten Atem hat, wird sich freilich erst weisen: Michael Tschuggnall, Österreichs "Popstar des Jahres 2003", Verena Pötzl, Österreichs Popstar des Jahres 2004 - oder vielleicht doch Hans Platzgumer, der etwas andere österreichische Popstar der Jahre 1987 ff.

>musikreview.de

Convertible - ALH84001
(KURIER, 10/10)
Hans Platzgumer hat viele Gesichter: er ist Buch- und Hörspielautor, Elektro-Musikant und spielt verdammt gut Gitarre. Mit seiner Band H.P. Zinker wurde der Tiroler in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren bekannt, dann zog es ihn in die USA. Wieder zurück in Europa, gesellte er sich für zwei Alben zu der Hamburger Band Die Goldenen Zitronen, danach versuchte er sich einige Jahre lang an elektronischer Musik.
2002 beschloss er, wieder mehr zur Gitarre zu greifen: 2004 erschien das erste Album der gleichnamigen Band "Convertible", im November kommt nun Nummer vier heraus.
Zwischen Dekadenz und Kargheit entsteht auf ALH84001 eine Welt, die den Hörer hypnotisch in den Bann zieht. Unverkennbar ist der alte H.P. Zinker Gitarren- und Gesangseinschlag - vor allem bei dem Eröffnungssong "Ride" oder bei "Skunks&Porcupines 010". Bei vielen Liedern zirpt im Hintergrund eine Mandoline, mal dröhnt die Hammond-Orgel dazu. Und die Streicher-Einlagen verleihen, sofern in Einsatz, den Songs eine gewisse Lieblichkeit und Melancholie, ohne jedoch kitschig zu wirken.
Ohrwurm Nummer eins ist wohl das The Smith-Cover "Please Please Please Let me Get What I Want". Auch Eigenkompositionen wie "Know" oder das Johnny Cash-angehauchte "Shapes Collide" dringen tief in die Gehörgänge ein, ebenso wie das folkige "Space between". Außerdem haben's die Lyrics in sich, was nicht zuletzt daran liegen mag, dass - abgesehen von Gedichten Robert Frosts oder Albert Ostermaiers - die Texte in Zusammenarbeit mit der New Yorker Dichterin Hannah MacKenna geschrieben wurden. Ein gelungenes Album, das im Pressetext zur aktuellen Platte wie folgt auf den Punkt gebracht wird: "Je älter die Häuser, desto gerissener die Geister, die darin wohnen." (cra)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Convertible / WienWeb:
Verwandelbar. Verwandlungsfähig. Convertible - Hans Platzgumer hat viele Gesichter. Mit 17 nahm er in Eigenregie das mittlerweile legendäre Noise-Punk-Album "Tod der CD" auf - natürlich auf Vinyl. Wenige Jahre später - Anfang der frühen 90er - fand sich der Tiroler mit seiner wohl bekanntesten Rock-Formation HP Zinker in New York und auf dem Sprung zum Weltstar wieder. Mit seiner Zivildienst-Pflicht schlossen sich leider auch die Türen zum amerikanischen Underground. Mehrere musikalische Abenteuer auf verschiedenen Kontinenten folgten: von den Goldenen Zitronen über diverse Elektro-Projekte zum Produzenten und DJ.
Mittlerweile hat der 35-Jährige seine Sechssaitige wieder aus der Ecke geholt und sein zweites Werk unter dem Pseudonym "Convertible" veröffentlicht - ein Schmelztiegel seines bisherigen Schaffens, ohne sich dabei zu wiederholen. Mit der klassischen Alternativ-Rock-Triobesetzung (Platzgumer: Guitars, Bass, Vocals, Keyboards, Programming / Polina Lapkovskaya: Bass / Thomas Wühr: Drums) vereint Platzgumer Elektro-Attitüden und Gitarren-Pop - das Ergebnis ist eine wunderbar fragile Stimmung. Bestes Beispiel: die Singleauskoppelung "Transitory", bestehend aus maschinell generierten Loops und einer fließenden Wandergitarre.
Hervorzuheben ist auch "Magellan", ein etwas älteres Klavierstück von Martin Duffy, das mit künstlichen Gitarren-Sounds verträumt in Szene gesetzt wird. Zu den "Krachern" gehört "Into Nothing", eine klassisch aufgebaute Rock-Pop-Nummer mit rollendem Bass und Breakbeats. Starke Anleihen an HP Zinker findet man auf "Solidgold", einer funky Nummer, die direkt aus den 70ern stammen könnte. Auf dem sensiblen balladesken Titeltrack "Strength Of Defeat" fasst der Soundtüftler seinen zerrüttelten Werdegang in Worte: "Träume erwachsen und erweisen sich als unwahr / ich wurde von meinen eigenen Lügen getäuscht / große Erwartungen sind so einfach zu enttäuschen, sie machen Platz für neue, während der Wind die alten hinfort trägt".
Wer Platzgumer kennt, weiß, dass er nicht zu der larmoyanten Bruderschaft gehört. Sein unruhiger, kreativer Geist scheint - dem perfekten Sound verpflichtend - Reflektion einzufordern, genügend Auslauf vorausgesetzt. Im Gegensatz zu dem selbst betitelten Debüt von "Convertible" klingt "Frailty Of Win, Strength Of Defeat" homogener und auch gelassener.

Convertible / Lichtspiele:
Das zweite Studioalbum von Convertible aka Hans Platzgumer liefert uns Elektro-Indie-Rock vom Feinsten.
Convertible verbindet geradlinig Post-Rock, Electronica und 60ies Psychedelia mit klassischem Songwriting. Bei alledem blitzen seine musikalischen Referenzen an sein international erfolgreiches Bandprojekt HP Zinker auf.

Convertible / Planet Music:
Wandlungsfähig. Wie der Name seines Projekts, so ist es auch der Mann dahinter: Denn hinter Convertible steht Hans Platzgumer, jener österreichische Kreative, der sowohl als Musiker mit seinem Projekt HP Zinker als auch als Buchautor von sich reden machte. Jetzt also sein 'Convertible': elektrifizierte Gitarren, elektronische Soundlandschaften, Computermond. Das Album klingt rund, schwebend, vereinnahmend. Als würde man von großer Höhe pbers Land schauen, als könnte man fliegen!

Convertible / BF CD tipp:
Hinter Convertible steckt Hans Platzgumer, der hier einmal mehr beweist, dass er nicht nur Gitarrenvirtuose ist. Klassisches Songwriting hüllt er bei Convertible auch in Downtempo Elektronik und , ja, auch Gitarren. Kann alles, der Mann. Das Album auch!

Convertible / Musichannel:
Seinerzeit, als der gebürtige Tiroler Hans Platzgumer in den 80ern gemeinsam mit seinem Buddy Frank Puempel als HP Zinker durchstartete, war der Ruhm nahe. Von Innsbruck zog es ihn über das pulsierende Berlin in das Herz der Welt, den Big Apple. In der Musikberichterstattung schlugen die Österreicher damals sogar die aufstrebenden Nirvana. Wenn man Kurt Cobains Band trotz dessen vorzeitigen Ablebens dennoch bei den Superstars findet und Platzgumers Werke nur im Spezialitätenregal, dann liegt das wohl daran, dass Vater Staat ihn im Rahmen des Zivildiensts für ein Jahr zum Obdachlosenbetreuer machte. Was das Zeitfenster zum Weltruhm wieder zustieß und die Karriere langsamer rotieren ließ.
Der melancholische Track „Strength of Defeat“ erzählt unter anderem diese Geschichte, zieht aber auch die richtige Lehre aus Höhepunkten und Rückschlägen. Denn Platzgumer ist kein Raunzer, was einen gebürtigen Österreicher quasi automatisch als Weltbürger ausweist. Statt im Selbstmitleid zu versinken, bleibt er lieber wandlungsfähig und erfindet sich ständig neu, um seine multiple Schaffenskraft in geordnete Bahnen zu lenken. Das kann bei Anderen durchaus mal mühsam klingen, hier wird die Anstrengung zu aufregender Poesie. Das kommt geschrieben etwas kitschig rüber, gesungen und gespielt dafür umso besser. Einblicke in den Kosmos Platzgumers gibt dessen 2005 erschienene Autobiographie, die ich – obwohl allerorts hoch gelobt – selbst noch nicht gelesen habe. Darin wird das Leben eines Studioreisenden beschrieben, der nicht „in einer Routine aus lustloser Professionalität und gekünstelter Begeisterung ergrauen“ will. Nach seiner Zivildienst-Pause wechselte er fortan also die Kontinente wie andere Leute Unterwäsche, tobte sich nicht zuletzt bei „Die Goldenen Zitronen“ und „Queen of Japan“ aus, schrieb Filmmusik und startete eine Karriere als DJ und Produzent. Den Schlussstrich unter dieses Kapitel setzte Hans Platzgumer 2004, als er mit seiner neuen Gruppe „Convertible“ wie Phoenix aus der Asche auftauchte und auf seine geliebte Sechssaiterin entstaubte – als Familienvater mit zwei Kindern und mit der Abgeklärtheit eines rastlosen Weltenbummlers mit unstillbarem Forscherdrang. Seither badet er mit seinen wandelbaren Mistreitern Polina Lapkovskaya (Bass) und Thomas Wühr (Schlagzeug) in einem magischen Meer der Melancholie, das z.B. im Stück „Magellan“ sogar Klassik und Elektronik vereint. Österreichische Weltbürger gibt es wenige, doch neben Größen wie Joe Zawinul sollte man auch Hans Platzgumer dort eine Ehrenloge reservieren. Denn was er aus einer Niederlage gemacht hat, schaffen andere nicht, aus ihren Erfolgen zu formen.

Terz (Düsseldorf, Germany)


Convertible - Convertible 3

Der Platzgumer-Hans mal wieder. Über die vergangenen anderthalb Dekaden überzog uns der mehr als umtriebige Österreicher wahlweise mit Noiserock (HP Zinker), Drum&Bass (Cube & Sphere), Japan-Techno (Shinto) und Downbeat (Aura Anthropica), spielte bei den Goldenen Zitronen und hatte seine Finger in geschätzten hundert weiteren Projekten unterschiedlichster Stilrichtung. Ach ja: an seinem zweiten Roman nach ‚Expedition‚ arbeitet er gerade. Zuletzt hier aber back to the Roots, denn mit seiner aktuellen Band Convertible spielt Platzgumer auch auf dem bereits dritten Longplayer wieder eher schlichten Gitarrenrock mit zum Teil poppigen Elementen, allein von einem Drummer und einer Bassistin begleitet. Nix Electronica, keine Experimente, dafür hören wir zumeist gradlinige Rocksongs sogar mit akustischen Gitarren und Chorgesang, nur ganz selten lässt er den Zinker von der Leine und tritt das WahWah-Pedal durch. Besonders schön sind die leicht psychedelischen Nummern wie ‚No Thoughts‚ und die mit Streichern unterlegte Elegie ‚Morning Light‚. Dass Platzgumer fast alles kann, muss er (zum Glück) nicht mehr beweisen, heute ist er ganz er selbst, und österreichische Medien ziehen erste Parallelen zu den Beatles. (Joe Whirlypop, GLITTERHOUSE)

 

 

 

a few HP ZINKER press clippings...